DO-Promotor:innen-Ausbildung
im Rahmen des Projekts Lebendige Nachbarschaften (LeNa) der Landesfreiwilligenagentur Berlin e. V.
Beschreibung
Deutschland ist faktisch ein Einwanderungsland und geprägt von Vielfalt der Menschen aus verschiedenen Ländern der Welt. Diese Vielfalt bedeutet einerseits eine große Bereicherung für die Gesellschaft, bringt andererseits auch Herausforderungen mit sich. Das friedliche und lebendige Miteinander im Stadtteil hängt von der Teilhabe aller Menschen ab. Dafür muss sich die Dominanzgesellschaft öffnen und auf die Anforderungen einer Einwanderungsgesellschaft reagieren. Es braucht eine gut etablierte diskriminierungskritische Anerkennungskultur für die hier lebenden Menschen mit Migrations- und Fluchtgeschichte.
Das ist eine zentrale Aufgabe der Diversitätsorientierung (DO) und migrationsgesellschaftlicher Öffnung. Sie hat zum Ziel, Zugangsbarrieren in öffentlichen Organisationen abzubauen, gleichberechtigte Teilhabechancen in der Gesellschaft für alle Menschen zu schaffen und Anerkennung zu ermöglichen. Doch was steckt genau dahinter? Welche strukturellen und individuellen Aspekte hat die DO? Wie gehen wir mit der Polarisierung der Gesellschaft, Vorurteilsentwicklung und dem Alltagsrassismus um? Wie diskriminierungskritisch und diversitätsoffen sind die Stadtteilzentren, Freiwilligenagenturen und andere öffentliche Einrichtungen für die Vielfalt unserer Gesellschaft? Welche Schritte und Maßnahmen sind möglich? Wie groß ist die Kluft zwischen Wunsch und Wirklichkeit in Bezug auf die Diversitätsorientierung?
Die Qualifizierungsreihe dient der praxisnahen Erarbeitung bzw. Vertiefung eines gemeinsamen Verständnisses von DO und vermittelt Wissen, Methodenkompetenz und regt zu Selbstreflexionen an. Des Weiteren bietet sie die Gelegenheit, sich mit anderen Teilnehmenden über Diversität und ihre eigene Rolle als Promotor:in auszutauschen, ihre eigene Definition von diversitätsorientierter Öffnung praktisch und strategisch weiter zu entwickeln, voneinander und vor allem miteinander zu lernen, von praktischen Erfahrungen anderer zu profitieren.
Auch 2025 bietet das Projekt Lebendige Nachbarschaften (LeNa) der Landesfreiwilligenagentur Berlin seine DO-Promotor:innen-Ausbildung an.
Die praxisbegleitende Qualifizierung “Promotor:innen für Diversitätsorientierung” besteht aus 3 Modulen (1 Modul = 2 Tage), erfolgt in einem Zeitraum von drei Monaten und wird mit einem Zertifikat abgeschlossen. Es wird die Erstellung kurzer schriftlichen Hausarbeiten begleitend zur Qualifikation erwartet. Diese Ausarbeitungen mit einem selbstgewählten Themenfokus werden in einem Kolloquium zum Abschluss der Qualifizierungsreihe für den gesamten Ausbildungsgang eingebracht und plenar im letzten Modul präsentiert.
Die Landesfreiwilligenagentur Berlin e. V. führt im Rahmen des Projekts Lebendige Nachbarschaften – LeNa auch in diesem Jahr von Oktober bis Dezember 2025 die praxisbegleitende Qualifizierungsreihe „DO-Promotor:innen-Ausbildung“ zur Diversitätsorientierung durch.
Hier finden Sie die Einladung und weitere Infos zum Download im PDF-Format
Die Termine der einzelnen Ausbildungsmodule sind in diesem Jahr wie folgt:
Modul 1: 07.–08. Oktober 2025
Modul 2: 17.–18. November 2025
Modul 3: 09.–10. Dezember 2025
Zur Anmeldung
Zielgruppe
Die Ausbildungsreihe eignet sich für Mitarbeiter:innen von Stadtteilzentren, Freiwilligenagenturen, Quartiersmanagement, Nachbarschaftshäusern, Migrantischen Organisationen und engagierte Ehrenamtliche, die einen Beitrag zur diskriminierungskritischen und migrationsgesellschaftlichen Öffnung von Organisationen in unterschiedlichsten zentralen Lebensbereichen und Handlungsfeldern leisten wollen und dazu fachlich-fundierte Informationen und praktische Impulse brauchen.
Ziele der Qualifizierungsreihe
- Kritische Auseinandersetzung mit den bestehenden Strukturen in Bezug auf diversitätssensible Öffnung
- Ausbau von Diversity-Kompetenzen, Fähigkeiten und praktischen Kenntnissen, die im Umgang mit der Vielfalt benötigt werden
- Entwicklung umsetzbarer Schritte/Perspektiven, die nachhaltig einen Prozess von strukturellen Veränderungen einleiten und voranbringen können
Methoden
Die Teilnehmenden erwartet ein interaktiver und selbstreflektierender Prozess und eine abwechslungsreiche Methodenmischung aus fachlichen Inputs, Einzel- und Gruppenarbeiten, Plenumsgesprächen, vielfältigen Übungen mit Praxisbeispielen und Erfahrungsaustausch.
Themen
- Diversität erkennen – Umgang mit Vielfalt
- Vorurteilsbewusst arbeiten – Was heißt das?
- Auseinandersetzung mit Machtstrukturen: wie gehen wir miteinander um im Alltag – am Arbeitsplatz – in Ehrenamt?
- Reflektion von Diskriminierungsformen, Alltagsrassismus und gesetzliche Rahmenbedingungen
- Überführung von DO in die Organisationspraxis: Möglichkeiten für Interventionen im eigenen Arbeitsbereich
- Reflektion der organisationsspezifischen Umsetzung von DO und Abschlusskolloquium
Voraussetzungen für die Teilnahme
- Eigene Erfahrung mit DO in der Praxis
- Interesse an einer nachhaltigen Etablierung von DO
- Ausbau der eigenen Handlungsebenen und Umsetzungsmöglichkeiten in der Organisation
- Ein:e Vertreter:in pro Organisation
Kostenbeitrag
Die gesamte Qualifizierungsreihe ist für alle Teilnehmenden kostenfrei.
Ursula Neuhof ist seit vielen Jahren in der Bildungs- und Beratungsarbeit tätig. Als systemische Organisationsberaterin und Diversity-Trainerin begleitet sie Organisationen aus der Öffentlichen Verwaltung, der Privatwirtschaft und Zivilgesellschaft, insbesondere in der Ausrichtung auf mehr Diversität, Anti-Diskriminierung und in Change-Prozessen. So leitete sie in diesem Kontext mehrere Projekte, z.B. zur Implementierung einer Nachwuchsgewinnungsstrategie „Mehr Vielfalt in der Berliner Justiz” oder “Zugänge und Aufstieg für Frauen in technischen Berufsfeldern”. Daneben bietet sie in eigener Praxis Coaching für Teams und Karrierecoaching, insbesondere für Führungskräfte, an.
Elisa Bongiovanni, MA Politologin und Soziologin, ist für die Koordination von Qualifizierung und Sensibilisierungsangebote im Rahmen ihrer Arbeit bei BQN verantwortlich und berät hier Organisationen zur Implementierung von vielfaltsorientierter und diskriminierungskritischer Organisationsentwicklung, unter anderen an Schulen, Bildungseinrichtungen, Landesbetrieben, Vereinen und MSO (z.B. zu: Einrichtung von Beschwerdestellen, Entwicklung von Code of conduct). Im Rahmen ihrer Tätigkeit als Diversity-Trainerin konzipiert sie und führt Grundlagen-Sensibilisierungs- und Vertiefungstraining zum Thema Diversity, Anti-Diskriminierung, Anti-Rassismus, Empowerment-Trainings für Frauen mit Einwanderungsgeschichte und Schüler:innen durch . Ein weiterer Schwerpunkt in ihrer Arbeit liegt in der Beratung und Begleitung sowie Empowerment (Transformative Justice Ansatz) von Menschen mit Diskriminierungserfahrungen.
Julia Finsterwalder ist Politikwissenschaftlerin und Kultur- und Sozialanthropologin. Sie ist zudem ausgebildet als (Wirtschafts)Mediatorin, (systemische) Coach und in Gewaltfreier Kommunikation. Weitere Fortbildungen, die sie in ihre Arbeit mitgenommen hat, sind systemische Organisationsentwicklung, interkulturelle und Diversitätskompetenz, agiles Management, Design Thinking sowie Übungen zu Embodiment. Sie arbeitet seit über 15 Jahren als Trainerin mit diversen Zielgruppen: Kindern, Jugendlichen und mittlerweile primär mit Erwachsenen sowie als Moderatorin von verschiedenen Formaten. Sie ist fasziniert von Konflikten und Gruppenprozessen und so haben sich ihre Schwerpunkte langsam verschoben von Postkolonialismus, globalen Zusammenhängen und Klimagerechtigkeit hin zu den Themenkomplexen Leadership, Kommunikation und (diversitätssensible) Teamarbeit. Sie hat Erfahrung als Projektleitung bei verschiedenen Vereinen. Im Projekt „Beratungsforum Engagement für Geflüchtete“ organisiert, betreut und entwickelt sie diverse Fortbildungsformate u.a. für Ehrenamtskoordinator:innen.
Julie Jankovic ist Kulturwissenschaftlerin, Friedens- und Konfliktberaterin, Trainerin, Moderatorin und systemische Coach. Sie hat fast 20 Jahre (Auslands-)Erfahrung in der Konzeption, Durchführung und Moderation von Projekten, Trainings und anderen Veranstaltungsformaten im non-profit Bereich. Im Kern geht es ihr darum, persönliche und gesellschaftliche Transformationsprozesse zu begleiten, Perspektivwechsel zu ermöglichen, Räume für selbstkritisches Hinterfragen und das Bewusstwerden eigener Haltungen und des eigenen Handelns zu öffnen, um letztendlich ein friedliches und konstruktives Zusammenleben zu unterstützen. Ihre inhaltlichen Schwerpunkte liegen in den Bereichen der Friedens- und Demokratieförderung, im transkulturellen Lernen, sowie der Resilienz.
Dr. Melisa Salazar ist Soziologin und Ethnologin. Sie ist seit Mai 2022 die Projektleitung für den Bereich Qualifikation des Antidiskriminierungsverbands Deutschlands (advd). Sie ist auch seit 2012 beim Bund für Antidiskriminierungs- und Bildungsarbeit (BDB e.V.) tätig, wo sie u.a. vier Jahre selber als Antidiskriminierungsberaterin tätig war und seit 2016 die Projektleitung macht. Als ausgebildete Trainer:in bietet Dr. Salazar seit 2008 Schulungen und Workshops im Bereich Antirassismus und Antidiskriminierung für ein breites Spektrum von Teilnehmenden, von Polizist:innen und Mitarbeitenden der öffentlichen Verwaltung, Kulturschaffenden, Studierenden, Auszubildenden und Mitarbeitenden in Nichtregierungsorganisationen. Davor war sie tätig in verschiedenen akademischen Projekten, v.a. als Lehrbeauftragte und Mitarbeiterin an der Humboldt-Universität, und hat an diversen Publikationen im Themenbereich Identität, Migration, Rassismus und diskriminierungskritische Organisationsentwicklung mitgewirkt.
Katja Kinder ist Erziehungswissenschaftlerin und Geschäftsführerin der RAA Berlin. Die RAA Berlin ist ein unabhängiger Träger, der im Bereich Bildungsgerechtigkeit tätig ist, den Ansatz diskriminierungskritische und diversitätsorientierte Organisationsentwicklung mit entwickelt hat und in Empowermentstrukturen investiert. In den verschiedenen Arbeitskontexten der RAA Berlin denkt Katja Kinder Diskriminierungskritik und Diversitätsorientierung zusammen, um Veränderungen in der eigenen wie in anderen Organisationen und Institutionen anzustoßen. Dafür sind Konfliktmanagement und Empowerment zentral. Ihr Handlungsansatz generiert sich aus einer kontinuierlichen Auseinandersetzung mit intersektionaler, rassismuskritischer und gendergerechter Theorie und Praxis. Gemeinsam mit Peggy Piesche und Maisha Auma hat sie im wissenschaftlichen Team Diversifying Matters, einer Fachgruppe von Adefra e.V., in Zusammenarbeit mit den Berliner Senatsverwaltungen 2018 den Konsultationsprozess zur Diskriminierungssituation und sozialen Resilienz von Menschen afrikanischer Herkunft durchgeführt. Seitdem werden die Arbeitsschwerpunkte Abbau von Anti-Schwarzem Rassismus und Gleichstellung von Menschen afrikanischer Herkunft in der RAA Berlin gezielt aufgebaut und verankert. Sie ist außerdem Mitbegründerin von ADEFRA (Schwarze Frauen* in Deutschland) ein Schwarzes queerfeministisches Kollektiv und dort seit 40 Jahren tätig.
Dr. Andrés Nader ist Supervisor, Coach und Therapeut of Color in eigener Praxis. In der RAA Berlin leitet er aktuell das Projekt zur bundesweiten „Rassismuskritischen Beratung und Begleitung“. Als ehemaliger Geschäftsführer der RAA Berlin (2012-2020) gründete dort den rassismus- und diskriminierungskritischen Ansatz „Diversitätsorientierte Organisationsentwicklung“. Er unterrichtete unter anderem an der University of Rochester (1999-2006), der New York University (2009-20012) und der Sigmund Freud Privatuniversität Berlin (2017-2020). Er hat zu den Themen Rassismus, Antisemitismus, kritische Weißseinsforschung, Heteronormativität und Bildungsgerechtigkeit geforscht und gelehrt.
Ihre Ansprechpartnerin für das Qualifizierungsformat
Leyla Ibrahimova
Projektkoordination LeNa – Lebendige Nachbarschaften
Landesfreiwilligenagentur Berlin
Schumannstr. 3, 10117 Berlin
Tel.: 030 – 847 108 797
E‑Mail: ibrahimova(at)landesfreiwilligenagentur.berlin